Österreicher bekleiden immer wieder Spitzenpositionen in Deutschland. Dafür gibt es handfeste Gründe: sie liegen in der Kultur und Geschichte der Österreicher.

By Sandra Baierl

Erfolgreiche Österreicher in Management-Positionen in Deutschland: sie kommen in schöner Regelmäßigkeit vor. Aktuell sitzen etwa Hannes Ametsreiter im Vorstand von Vodafone Deutschland, Michael Haidinger in der Geschäftsführung von Boeing Deutschland und Osteuropa, Paul Achleitner im Aufsichtsrat der Deutschen Bank, Wolfgang Mayrhuber im Aufsichtsrat der Lufthansa. Man kennt die Köche Johann Lafer und Sarah Wiener als erfolgreiche Österreicher in Deutschland. Oder die Großen aus der Vergangenheit: Ferdinand Piëch bei Porsche, Peter Löscher bei Siemens, Georg Pachta-Reyhofen bei MAN.

Die Österreicher sind in den deutschen Führungsgremien durchaus beliebt. Andreas Landgrebe, Headhunter und Managing Partner bei Boyden Executive Search, meint, "das hat mit der kulturellen Prägung der Österreicher, ihrem Können und der Geografie und Größe Österreichs zu tun." Der vermeintliche Nachteil, die Kleinheit des Landes, würde sich beim Aufstieg ins Top-Management in einen Vorteil wandeln. "Österreicher drängt es schon als Schüler und Studierende aus dem Land hinaus. Auslandsstudien und internationale Praktika werden früh gefördert und sind Usus, die Internationalität setzt sich in der Karriere fort." Tatsächlich sind die Österreicher Europameister beim Erasmus-Auslandsprogramm. Daraus ergeben sich: gute Sprachkenntnisse und ein besseres Verständnis für die unterschiedlichen Märkte und Regeln.

Und auch aus ihrer Geschichte heraus hätten Österreicher einen Vorteil. "Wir haben ein besseres Verständnis für Vielfalt, das kommt noch aus der Vergangenheit des Vielvölkerstaats heraus", sagt Landgrebe. Das Aufwachsen in einem multikulturellen Land schaffe eine national-kulturelle Prägung mit starker Kompromissorientierung. Daraus ergibt sich ein Verständnis für Anderssein, Fremdsein und mehr Akzeptanz und Toleranz. Den Deutschen würde das schwerer fallen, denn bei aller Größe und wechselhaften Geschichte hätten sie ein vergleichsweise homogenes, kulturelles Ambiente. Die Überschaubarkeit und damit, dass jeder jeden kennt, führe außerdem dazu, dass man sich in Österreich nicht aus dem Weg gehen kann. "Dass man sich bei uns mindestens zwei Mal begegnet, prägt nachhaltig", sagt Landgrebe. Deshalb gebe es von Österreichern mehr Sensibilität im Umgang mit Kollegen und Mitarbeitern. Es sei üblich, keine verbrannte Erde zu hinterlassen. Andreas Landgrebe: "Österreicher sprechen die Dinge nicht direkt an, sie lassen Botschaften lieber zwischen den Zeilen durchblicken. Da sind wir den Amis ähnlicher als den Deutschen. Deutsche wiederum brauchen ein klares Konzept beim Arbeiten. Wenn sie das nicht verfolgen können, werden sie chaotisch."

Und noch einen Trumpf hätten die ÖsterreicherInnen: Die Deutschen seien vom "Wiener Charme" besonders angetan. In diesen Charme-Topf werden übrigens nahezu alle Österreicher geworfen, auch, wenn sie aus Graz oder Linz oder Innsbruck kommen. Die Attribute freundlich, angenehm, diplomatisch, verbindlich und pragmatisch hört man über Österreicher immer wieder.

 

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